Mittwoch, 31. Oktober 2007

Was bisher geschah - Teil 1 Hodenkrebs

Montag 17. September
Da zwickt etwas. Mein Hoden tut weh. Den ganzen Tag schon. Am Abend habe ich ihn abgetastet und ein etwa Erbsen großes "Etwas" am linken Hoden gefühlt....Scheiße!

Dientag 18. September
Habe gerade beim Urologen angerufen, die haben mich dazwischengeschoben, um 11:00 Uhr sieht er sich meinen Hoden an.
Der Urologe kommt sofort zur Sache: "Da ist ein Tumor, und der muss Raus!" ich frage noch "Wie der Tumor?" er sagt "ne der Hoden." *WAHH*
Habe direkt für Donnerstag 10:00 Uhr ein Termin im Krankenhaus....
Morgen muss ich noch zum Blut abnehmen vorbei kommen...

Mittwoch 19. September
Heute werden ich und meine beiden Hoden 39. Einer davon wird keine 40 mehr.
War beim Urologen, der hat Blut abgenommen, bestimmt 2 Liter... mein Fresse wie ein Vampir.
Der Urologe rief mich noch mal zu sich ins Sprechzimmer und fragte ob ich meine Familienplanung abgeschlossen habe. Wenn nicht so erklärte er mir sollte ich noch ein paar Samen einfrieren lassen weil bei der Gewebeentnahme aus dem rechten Hoden könnte es sein das er danach keine Spermien mehr produziert...
Also zackt für morgen Termin gemacht bei einer "Klinik für Reproduktionsmedizin". Danach soll ich direkt zum Krankenhaus fahren. Die Fackeln nicht lange habe ich noch gedacht...

Donnerstag 20. September
Fahre mit meinem Dad nach Münster, bin Ihm Dankbar dafür, so muss mein Schatz sich nicht darum kümmern.
In der "Repro-Klniki" angekommen erstmal Papierkram und der Schock das man den ganzen Spaß selber zahlen darf; 300 Ocken für die Untersuchung, und 300 Euronen pro Lagerjahr.... Naja, was tut man nicht alles für die kleinen...
Dann wurde ich von einer Urologin "befragt" nach Vorerkrankungen etc. Sie entmutigte mich gleich damit das Sie sagte "Gehen Sie davon aus das der Tumor bösartig ist, ich habe in meiner 20 Jährigen Praxis bislang keinen gutartigen Tumor erlebt. Naja, besser Tacheles reden als ständig um den heißen Brei reden sag ich mir.
Danach untersucht mich ein Kollege von Ihr noch mal per Ultraschall und nimmt mir noch mal 30 Liter Blut ab.
Als Belohnung für das ganze durfte ich nachher in ein Röhrchen onanieren... war etwas unromantisch
Danach ging es nach Erwitte ins Krankenhaus, Die Aufnahme war absolut durchorganisiert. Der Arzt untersuchte mich, erklärte mir die OP und sagte wenn er sich eine Krebsart aussuchen müsste würde er Hodenkrebs nehmen da es die Krebsart mit den besten Heilungschancen ist... sehr beruhigend.
Danach ging es aufs Zimmer in dem ein alter Schäfer mit geschwollenem Hoden lag, der seine Darmwinde waren waffenscheinpflichtig....
Der Anästhesist war ein lustiger Kerl, ich glaube noch nie hat mir eine Anamnese soviel Spaß gemacht.
Abends habe ich noch eine kleine Rosa Pille bekommen die mich trotz allem was mir bevorstand gut schlafen ließ.

Freitag 21. September
Morgens kam eine Schwester und gab mir die OP-Tracht, Hemd am Rücken offen, Sexy OP-Slip (Einheitsgröße) und Mütze. Später kam ein Pfleger und gab mir eine größere Rosa Pille "Zur Beruhigung" sagte er und zückte ein Zehnerpack Einmalrasierer. Während der Rasur bin ich schon weggedöst. Ich bin dann noch mal kurz im OP aufgewacht als die Ärzte mich auf den OP-Tisch schoben, aber danach war ich wieder weg...

Samstag 22. September
Heute morgen aufgewacht, fühle mich eigentlich ganz ok, könnte aber auch an dem Tropf mit Schmerzmitteln liegen...
An Aufstehen ist nicht zu denken, der Bauch schmerzt, ich hätte es nicht versuchen sollen, jetzt scheinen die Schmerzmittel nicht mehr zu wirken...Ich bin müde....

Montag 24. September
Heute früh sagt mir die Ärztin dass ich nach Hause gehen kann. Bischen früh denke ich mir ich sage nichts. Bevor ich nach Hause gehen kann muss ich aber noch einmal untersucht werden. Also latsche ich wieder hoch zur Urologie wo meine... sorry mein Hoden noch mal mit Ultraschall untersucht wird.
Das "Auschecken dauert ewig, ich bin froh das mein Schatz alles für mich erledigt während ich im Wartebreich bequem auf einer Couch sitze.
Zuhause angekommen ab aufs Sofa.... liegen, ich bin total fertig.

Dienstag 25. September
War heute Morgen beim Urologen, Verband wechseln, Ergebnisse sind noch keine da. Er hat mich erstmal bis einschließlich den 05. Oktober krankgeschrieben. Couch ich komme.

Mittwoch 26. September
Mein Schatz hat heute Geburtstag! Ich freue mich schon auf ihr Gesicht wenn Sie ihr Geschenk sieht; das hatte ich Gott sei Dank vor der ganzen Geschichte besorgt.
Die Couch ist weiterhin mein bester Freund; jeder Schritt tut weh, und liegen kann ich auch nur breitbeinig.

Montag 1. Oktober
Die Ergebnisse lassen immer noch auf sich warten, mein Schatz setzt Himmel und Hölle in Bewegung um das ganze zu Beschleunigen.

Dienstag 2. Oktober
Mein Schatz hat heute Morgen im Krankenhaus angerufen, die Ergebnisse wären nach 2 bis 3 Tagen nach der OP fertig und wurden zum Urologen geschickt..... naja sie faxt sie jetzt noch mal direkt zum Urologen.
Danach waren wir beim Urologen (hatte eh einen Termin) der sagte "Ja die Ergebnisse sind gerade gekommen, aber ich habe jetzt keine Zeit mir die anzusehen, kommen Sie am Freitag noch mal...." Das darf doch nicht wahr sein denk ich mir; als Privatpatient wäre das wohl nicht passiert...

Freitag 5. Oktober
War heute beim Urologen. Hat die Ergebnisse von der Orchoektomie und der Gewebeprobe des rechten Hodens "vorgetragen":
-Hodentumor ist nichtseminom mit großem Embryonalem Anteil.
-Die Gewebeprobe des rechten Hodens ist unauffällig aber es sei ein
"Sternenhimmel" im Ultraschall zu sehen. Bei 2%-5% erkrankt der zweite
Hoden im laufen der nächsten 40-50 Jahre.
Leider habe ich vergessen ihn nach der Klassifizierung des Tumors zu Fragen... wie immer vergesse ich die Hälfte der Fragen die mir auf der Zunge liegen zu stellen.
Nächste Woche habe ich zwei CT's im Krankenhaus, ich hoffe dass Sie nichts finden.
Es scheint langsam so als hätte ich in der "Arschkartenlotterie eine Glückssträhne".

Montag 8. Oktober
Heute ist das Thorax-CT (Lunge) an der Reihe. Die Ärztin ist nett und erklärt alles sehr genau, wofür ich ihr dankbar bin, denn der große, mindestens 10 Tonnen schwere Klotz im Raum ist das CT-Gerät... und da soll ich mich gleich reinlegen.
Also auf das Brett gelegt; und dann immer schön gleichmäßig atmen, dann tief einatmen, ausatmen und Luft anhalten ... und anhalten ... und anhalten (es sollte doch nur ein CT werden, kein Weltrekordversuch) ... und ausatmen. Das ganze ging dann drei-viermal so. Zum Abschluss wurde noch ein Kontrastmittel intravenös gespritzt, wieder einatmen, ausatmen, Luftanhalten.... und der Popo wurde heiß??!?
Die Ärztin sagte später das wäre normal, manche Leute würden auch einen Harndrang verspüren... na wenigsten einmal Glück gehabt.
Zum Abschluss sagt die Ärztin dass Sie mir morgen schon das Ergebnis des Thorax-CT sagen kann... Super, endlich mal ein schnelles Ergebnis. Gleich darauf der unangenehme Teil, ich muss zur Vorbereitung des Abdomen-CT morgen früh 3 Liter Kontrastmittel trinken ... wahhhh.
Abends um 20:00 Uhr habe ich dann den 1Liter-Wasser-Kontrastmittel-Cocktail getrunken, *würg*... war nicht lecker.

Dienstag 9. Oktober
Bin um 07:30 Uhr aufgestanden, erste Amtshandlung heute Morgen ist einen Liter Wasser mit 3 Verschlusskappen Kontrastmittel zu trinken... na dann Prost. Kurz bevor ich zum CT aufbreche noch ein Liter, langsam komme ich auf den Geschmack.
Beim CT angekommen die erste Gute Nachricht: Das Thorax-CT sieht gut aus, alles in Ordnung. Jippie!!! Danach ab in die Röhre, heute bin ich irgendwie aufgeregter als sonst... warum auch immer. Als ich fertig war musste ich noch eine halbe Stunde warten, dann waren die CT-Aufnahmen von Gestern und heute auf CD gebrannt und wurden mir mitgegeben. Das Ergebnis bekommt mein Urologe zugeschickt. Na dann.

Freitag 12. Oktober
Heute Termin beim Urologen, die Ergebnisse der CT's liegen vor... die Spannung steigt. Der Urologe gibt Entwarnung! Beide CT's sehen gut. Mein Schatz und ich wir sind überglücklich. Wir verlassen die Praxis mit einem Guten Gefühl wie lange nicht mehr und einem Termin für nächste Woche Mittwoch, dann soll die weitere Vorgehensweise besprochen werden.

Mittwoch 17. Oktober
Zum heutigen Termin beim Urologen bin ich wieder allein gegangen; ich fühle mich gut. Dann nach zwei Stunden warten im Wartezimmer (die Zeitschriften hatte ich mittlerweile alle gelesen, auswendig gelernt und nach dem Erscheinungsdatum sortiert) konnte ich endlich zum Doc. rein. "Chemotherapie".... "zwei Zyklen"... "nächste Woche ins Krankenhaus" ..... irgendwie hörte ich gar nicht mehr richtig hin. Hatte er wirklich Chemotherapie gesagt? Aber die CT's sahen doch gut aus???
Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte und wieder einen klaren Gedanken fassen konnte sagte mein Urologe die Chemotherapie machen wir quasi als Prophylaxe, falls sich irgendwelche Krebszellen im Körper befinden, was nicht auszuschließen sei, würden sie durch die Chemotherapie zerstört. Nun gut, Prophylaxe hört sich nicht so schlimm an; aber Chemotherapie schon. Aber weiteres zum Ablauf der Chemotherapie konnte er auch nicht sagen.
Was er mir sagen konnte war das mein Tumor zur Kategorie 2 gehört und sich zusammensetzt aus Seminomen, Nichtseminomen, Embryonalen und noch irgendwelchen Zellen. Also ein T2 dacht ich jetzt ist nur noch die Frage wie das M und N ausfällt). Ach ja und in einem halben Jahr wird dann aus dem rechten Hoden noch mal eine Gewebeprobe entnommen... Autsch den letzten Faden von der letzten Gewebeprobe hat er übrigens erst beim letzten Termin entfernt.
Nun habe ich also am Freitag einen Termin zur Vorbesprechung der Chemotherapie, am Montag geht's dann stationär ins Krankenhaus.
Als ich aus der Praxis raus wahr war meine größte Sorge wie ich meinem Schatz die Chemotherapie beibringen sollte.... Ach ja, und zum krönenden Abschluss des Tages gab es noch ein Knöllchen weil mein Parkschein abgelaufen war... *grml*

Freitag 19. Oktober
Gestern Abend habe ich mir noch ein "Chemo-Tagebuch" von jemand anderes im Internet durchgelesen, war nicht gut, ich konnte danach nicht einschlafen und lag sehr lange wach im Bett.....
Heute um 11:30 Uhr ist der Termin zur Vorbesprechung der Chemo-Therapie. Die Aufnahme kannte ich jetzt ja und die Damen konnten sich auch noch an mich erinnern; sogar meinen Bettnachbarn vom letzten Mal habe ich getroffen, dessen Fuß war immer noch eingegipst. Nach den Krankenhaus-Aufnahme-Formalitäten wurde ich dann ins Behandlungszimmer 4 gesteckt (kannte ich auch vom letzten Mal). Danach wieder Untersuchung und Papierkram mit der Schwester, dann eine halbe Stunde warten, dann kam der Arzt, zur Abwechslung mal nicht derselbe vom letzten Mal.
Zuerst löcherte ich Ihn zu dem Ergebnis der CT's, da diese sich für mich nicht erschlossen hatten (die ein hälfte griechische Ausdrücke, die Andere Hälfte Lateinische Ausdrücke, dazwischen eine Abart des Beamtenhochdeutsch). Er sagte aber auch das die CT's beide völlig in Ordnung sind (Jippi), allerdings auf dem CT auch nicht alles zu sehen sei da die "Schichten" circa 1cm breit sind und sich dazwischen halt etwas "verstecken" kann (will ich so etwas wirklich hören).
Dann fragte ich noch mal nach der genauen Tumorbezeichnung (mein Urologe hatte mir bislang nur gesagt dass es ein nichtseminomer Embryonalzellentumor ist). Nach längerem lesen der Tumorhistologie sagte der Arzt das der Tumor in eine Arterie oder Vene (ich weiß es leider nicht mehr) gewachsen sei, und somit es wahrscheinlich ist das Tumorzellen sich im Körper verteilt haben können (ab sofort alles im Konjunktiv)... na Toll. Danach hat er mir dann noch Blut abgenommen (wie da ist noch was übrig?).
Mein Tumor ist übringens (wie sollte es anders sein) etwas besonderes, ein gemischter Keimzellentumor (embryonales Karzinom, Seminom, chorion Karzinom und Dottersacktumor. Oder kurz ein PT2M0N0, Vi, L0 SX R0 .
Zum Abschluss erfuhr ich noch das ein Zyklus 21 Tage umfasst... toll. Also noch circa zwei Monate bis ich wieder ein normales Leben führen kann.
Montagmorgen darf ich mich dann um 09:00 Uhr auf Station 3 des Marienhospitals zum ersten Zyklus der Chemotherapie einfinden.

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