Mittwoch, 31. Oktober 2007

Was bisher geschah - Teil 2 Chemotherapie

Montag 22. Oktober 2007
So, da heute soviel passiert verlege ich mich mal auf einen Stil im Kalender-Format:
  • 11:00
    Als erstes gab's den ZVK (zentralen Venen Katheter) direkt unters Schlüsselbein;
    war aber nicht so schlimm wie befürchtet.
  • 11:15
    Die erste Infusion: Glukose-Elektrolyt-Lösung 1L zum vorspülen.
  • 12:00
    Mittagessen, es richt so wie es schmeckt *bäh*
  • 13.10
    Zweite Infusion: Amino Mix, ein bisschen was um mich bei Kräften zu halten.
  • 15:10
    Dritte Infusuin: Etoposid (220mg verteilt auf 1L NACL). Jetzt geht's den kleinen
    Krebszellen an den Kragen!
  • 16:20
    Vierte Infusion: Kevatril, ein Mittel gegen Überlkeit.
  • 16:50
    Fünfte Infusion: Cisplatin (44mg verteilt auf 1L NACL). Duckt euch Krebszellen
  • 17:20
    Sechste Infusuin: Osmofundin: Damit die Chemikalien schnell den Körper verlassen.
  • 18:00
    Abendessen, schließt sich geschmacklich dem Mittagessen an. Aber ich esse ein bischen.
  • 20:50
    Siebte Infusion: NACL.

Das unangenehmste am heutigen Tag war das ich nur noch in die Flasche pullern darf
(ich nenne Sie liebevoll die Pullerente). Außerdem nervt das ständige Klickern des
Infusomaten(ich nenne ihn Isaac, nach den Robotergeschichten von Isaac Asimov).

Gewicht 94.3 Kg Blutdruck 120/75 Puls 68 Temperatur 34,7°

Dienstag 23. Oktober 2007
Die ganze Nacht über musste ich pullern, ich glaube ich bin jede Stunde wachgeworden; denn Isaac schläft nie. Während der Behandlungspausen läuft ständig entweder NACL oder AminoMix in mich rein. Dann noch die Sachen die ich so trinke....Wasser Marsch.

  • 04:20
    AminoMix 1L
  • 07:00
    Uhr Wecken, war nicht schlimm, ich würgte eh gerade die Pullerente.
  • 09:45
    Kaliumchlorid 1L
  • 12:00
    AminoMix 1L
  • 14:30
    Feuerfrei! Jetzt ist Bleomycin an der Reihe. Das soll den Krebszellen mal
    richtig einheizen. Dieses gabs nicht als Infusion über Isaac, sondern per
    Spritze in den ZVK.
  • 15:45
    Etoposid (wieder 220mg auf 1 Lite NACL).
  • 17:25
    Kevatril 500ml gegen Übelkeit
  • 17:40
    Cisplatin (44mg auf 1L NACL). Und weiter gehts..
  • 18:25
    Osmofundin. Und schnell raus mit den ganzen Chemikalien.
So weit so gut. Leider war mir im Laufe des Tages doch ordentlich übel geworden.
Scheint wohl irgendeins von den Mitteln zu wirken. Das Abendessen wird
stehengelassen, es richt schon so *würg*

  • 21:50
    Gott sei dank hatten die Schwestern mir "Kotzschalen" dagelassen. Zwei sind
    schon voll, und ich halte gerade die letzte in der Hand, aber anscheinend
    kommt nichts mehr. Nachdem die Schwestern "sauber" gemacht hatten bin
    ich wieder eingeschlafen, aber als ich das nächste mal aufwachte war mir
    schon wieder schlecht...
Mittwoch 24. Oktober 2007
Ich habe das Gefühl ich sterbe! Zusätzlich zum Erbrechen habe ich auch noch Fieber bekommen, die Ärztin sagt aber dass das bei der Chemotherapie nicht wirklich stört, und deshalb machen wir weiter. Na das kann ja heiter werden.
Infusionsmäßig dasselbe Programm wie am Montag.
Das Essen rühre ich heute gar nicht an, auch trinken ist außer einigen wenigen Schlucken nichts drin. Dafür übergebe ich nicht mehr eine so große Menge; ein Schälchen reicht. Wer hätte gedacht das es Vorteile hat nichts zu Essen und zu trinken.
Ich bekomme zusätzliche Infusionen gegen Übelkeit und später auch noch Zäpfchen... da geht sie dahin die Intimsphäre. Mein Blutdruck geht absolut in den Keller.

Donnerstag 25. Oktober 2007

Positiv am heutigen Tag: Mir wurde gesagt das ich am Samstag schon entlassen werde. Somit ist morgen mein Letzter 1.Zyklus-Chemo-Tag
Negativ am heuten Tag: Alles! Fieber ist weiterhin da; Blutdruck ist weiterhin im Keller und die Übelkeit ist extrem. Erbrechen ist Gott sein Dank auf die Nacht beschränk.
Aber für meinen Kollegen Isaac läuft es gut, er hat Gesellschaft bekommen, einen weiteren Infusomaten(einen Namen dafür fiel mir auf die Schnelle nicht ein, so heißt er einfach Isaac2).
Wir sind jetzt also zu viert, die Pullerente, die beiden Isaac's und ich.
Das Chemoprogramm ist wie üblich Etoposid und Cisplatin.
vom Frühstück nehme ich einen Bissen vom Marmeladenbrötchen, mehr war nicht drin.

Nachmittags war das Fieber dann weg, aber die Übelkeit blieb. Mittlerweile roch und schmeckte alles eklig. Allein der Geruch der Latex-Handschuhe *würg*

Freitag 26. Oktober 2007

Nur noch ein Tag bis zur Entlassung; morgen liege ich wieder auf meiner Couch in meinem Wohnzimmer, und das alles ohne Krankenhausgerüche.

Mir ist immer noch unglaublich übel, nachts habe ich mich wieder übergeben, aber da ich immernoch nichts essen kann kommt nur noch grüner Schleim.
Ansonsten geht es mit der Chemo-Therapie wie gehabt weiter Etoposid und Cisplatin sind meine Freunde und der Krebszellen Feind.

Habe ich schon gesagt das ich morgen entlassen werde? Ich bin ja so froh!

Samstag 27. Oktober 2007

Beim aufwachen nur ein Gedanke: Heute geht es nach Hause, ich denke das ich bis Mittag zu Hause sein werden. Aber der Wunsch war ja schon öfters der Vater des Gedanken...

Das Frühstück bietet immerhin ein halbes Marmeladenbrötchen für mich. Das Mittagessen verstreicht und ich werde langsam ungeduldig. Nachfragen bei den Schwestern ergab das ich erst nach Hause kann wenn die letzten Infusionen (AminoMix und NACL) durch sind; Na toll.
Als das NACL dranhängt zähle ich fast jeden Tropfen, jede Minute schaue ich auf Isaac um zu prüfen wie weit die Infusion ist; aber es geht erschreckend langsam; 166ml/h sind am Infusomaten eingestellt, dran hängt ein Liter; das heißt es sollte in weniger als einer Stunde durch sein. Hoffung keimt auf. Als die letzte Infusion durch ist warte ich auf die Ärztin die den ZVK wieder rausmacht. Als er endlich raus ist, ist es 15:30 Uhr. Ich rufe sofort mein Schatz an und gebe den Abzugsbefehl. Letztlich verlasse ich das Zimmer ohne mich von Isaac und der Pullerente zu verabschieden...

Endlich zu Hause angekommen ist es circa 16:30 Uhr, mein Kreislauf ist im Keller, mir ist übel, aber ich liege auf meiner Couch. Alles wird gut...
Nach einer Stunde auf der Couch fühle ich mich fit genug um mir den Krankenhaus- Geruch abzuduschen... bah dieser Geruch!

Sonntag 28. Oktober 2007

Morgens im eigen Bett aufgewacht und der prophylaktisch neben das Bett gestellte Eimer war unbenutzt. Ich sage ja wenn ich erstmal wieder zu Hause bin wird alles gut.
Den Tag verbringe ich mehr oder weniger damit auf der Couch zu liegen, allerdings achte ich darauf zwischendurch immer wieder mich hinzusetzten oder rum zu laufen um den Kreislauf wieder ein bisschen auf Touren zu bringen. Mein Ziel, heute ein paar Schritte nach Draußen an die frische Luft zu gehen gelangen nur indirekt, der Balkon muss als Auslauf reichen; aber wenigstens gute Luft ist hier....
Die Übelkeit ist noch vorhanden aber schon viel weniger, mein Schatz kocht nur meine Lieblingsessen und auch der Kühlschrank ist voll mit den Lieblingssachen.
Aber ich habe komische Schmerzen beim Einatmen... morgen mal den Arzt anrufen.
Alles wird gut.

Montag 29. Oktober 2007
Übelkeit null. Kreislauf besser aber weit von einem gut entfernt.
Ein Anruf bei meiner Chemotherapie-behandelnden Ärztin wegen der Schmerzen in der Brust brachte nichts direkt, sie sagte dass ich zu einem Internisten gehen sollte.
Der misst den Blutdruck der ziemlich unten ist, aber das kenne ich ja schon. Das abhorchen der Lunge machte mich auch nicht schlauer, an der Lunge läge es nicht, aber es könnte auch eine Nebenwirkung der Chemo sein, oder ein Muskelkater vom vielen Übergeben.... Dinge gibts.

Dienstag 30. Oktober
Das ziehen beim Einatmen hat sich ein bischen gebessert. Aber ich muss viel aufstoßen, öfter mal was Neues. Heute ist die ambulante Injektion von Bleomycin ich bin gespannt.
Die Behandlung war wie Blutabnehmen, nur in die andere Richtung. Sprich in die Armvene Bleomycin injiziert, dann ein wenig Kochsalzlösung zum Gurgeln hinterhergespritzt und das war's dann auch schon.
Bin noch 20 Minuten liegen geblieben weil mein Kreislauf immer noch ein wenig im Keller ist.
Danach hat mich mein Schatz abgeholt, mir war ein wenig übel, so habe ich mich hinten ins' Auto gesetzt. Zwei Minuten später landete mein Frühstück auf dem Parkplatz.... *würg*
Danach gings ein wenig besser, aber die Übelkeit kam leider wieder.

Fazit des Tages: Bleomycin ist zum Kotzen (ich hoffe auch für die kleinen Krebszellen).
Aber ich habe auch wieder neue Infos zum Ablauf der Chemotherapie: Zwischen den Zyklen gibt es keine Pause von einer Woche... Mist. Somit darf ich mich am 12. November zur zweiten Phase der Stationären Chemotherapie wieder im Krankenhaus einfinden...

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